&&ll=0 Die schlimme Gret und der Königssohn. &&fz1 &&ak=1 &&sw0 &&g="Strophe_1" „Mein Vater ist ein Müller, Ich bin sein einzig Kind; Ich habe keinen Mühlbach hier, Die Mühle treibt der Wind. &&g="Strophe_2" Die stangenlangen Flügel Sie[[1]] haspeln leere Luft: Ich lebe von dem Winde leicht Und Regenbogenduft.“ — &&g="Strophe_3" „Mein Vater war ein König, Ich bin sein einziger Sohn. Dreimal verwünschet sei der Tag An dem ich stieg zu Thron! &&g="Strophe_4" Es riß die rote Fahn vom Turm Die Windsbraut und ihr Troß, Es tat sich auf der Erden Grund, Es fiel mein Königsschloß. &&g="Strophe_5" Da schrien die Priester Ach und Weh, Mein Volk in Waffen stand, Bei Nacht und Nebel mußt ich fliehn Aus meiner Väter Land. &&g="Strophe_6" Und drunten an dem Berge Die Hütte dort ist mein, Da liegt auch meine[[Besitz]] Krone, Geschmuck und Edelstein. &&g="Strophe_7" Willst du meine[[Besitz]] Liebste heißen, So sage, wie und wann, An Tagen und in Nächten Ich zu dir kommen kann?“ — &&g="Strophe_8" „Ich bind eine güldne Pfeife Wohl an den Flügel hin, Daß sie sich helle hören läßt, Wann ich daheime bin. &&g="Strophe_9" Doch willst du bei mir wohnen, Sollt mir willkommen sein: Mein Haus ist groß und weit mein Hof, Da wohn ich ganz allein.“ — &&g="Strophe_10" Der Königssohn ihr folget Mit Freuden in ihr Haus; Sie[[1]] tischt ihm auf, sie spielet ihm Die Zither fein zum Schmaus. &&g="Strophe_11" Und schaffet, was sein Herz begehrt, Er fragt nicht lang woher; Ein Küßlein sie ihm auch gewährt, Doch weiter nimmermehr. &&g="Strophe_12" Einsmals da kam der Königssohn Am Morgen von der Jagd, Er sah gar scheu und bange drein, Er sprach zu seiner Magd: &&g="Strophe_13" „Die Leute reden schlimm von dir, Schatz, sei auf deiner Hut! Sie[[1]] täten dich gern verderben, Du süßes junges Blut!“ — &&g="Strophe_14" „Sie[[1]] sagen, daß ich ein falsches Ding, Daß ich eine Hexe sei?“ — „Ach, Liebste, ja so sprechen sie! Eine Hexe, meiner Treu! &&g="Strophe_15" Das macht, du bist die Schönst' im Land, Sie[[1]] sind voll Gift und Neid; O ihr beerschwarzen Augen, ihr Seid dennoch meine[[Besitz]] Freud. &&g="Strophe_16" Und länger ruh ich keinen Tag, Bis daß ich König bin, Und morgen zieh' ich auf die Fahrt: Aufs Jahr bist du Königin!“ — &&g="Strophe_17" Sie[[1]] sieht ihn an so schelmisch, Sie[[1]] sieht ihn an so schlau: „Du lügst in deinen Hals hinein, Du willst keine Hex zur Frau! &&g="Strophe_18" Du willst dich von mir scheiden; Das mag ja wohl geschehn: Sollst aber von der schlimmen Gret Noch erst ein Probstück sehn.“ — &&g="Strophe_19" „Ach, Liebchen, ach, wie wallet hoch Dein schwarzes Ringelhaar! Und rühret sich kein Lüftchen doch, O sage, was es war? &&g="Strophe_20" Schon wieder, ach, und wieder! Du lachest und mir graut: Es singen deine Zöpfe ... Weh! Du bist die Windesbraut! &&g="Strophe_21" Du rissest die Fahn von meinem Turm! Mein Schloß verheertest du!“ — „O nein! die Fahne nahm ich zwar, Dein Schloß ließ ich in Ruh; &&g="Strophe_22" Tief unter deinem Felsen hält Mein Bruder Grabesrast, Er bäumte sich im Schlafe nur, Da stürzte dein Palast. &&g="Strophe_23" Und bin ich auch des Windes Braut, Der Schaden ist nicht groß; Komm, küsse mich! ich halte dich Und lasse dich nimmer los! &&g="Strophe_24" O pfui, das ist ein schief Gesicht! Du wirst ja kreideweiß! Frisch, munter, Prinz! ich gebe dir Ein lustig Stücklein preis.“ — &&g="Strophe_25" Rührlöffel in der Küch' sie holt, Rührlöffel ihrer zwei, War jeder eine Elle lang, Waren beide nagelneu. &&g="Strophe_26" „Was guckst du so erschrocken? Denkst wohl, es gäbe Streich? Ach nein, Herzliebster, warte nur, Dein Wunder siehst du gleich.“ &&g="Strophe_27" Auf den obern Boden führt sie ihn: „Schau, was ein weiter Platz! Wie ausgeblasen, hübsch und rein! Hier tanzen wir, mein Schatz. &&g="Strophe_28" Schau, was ein Nebel zieht am Berg! Gib Acht, ich tu ihn ein!“ Sie[[1]] beugt sich aus dem Laden weit, Die Geister zu bedräun; &&g="Strophe_29" Sie[[1]] wirbelt über einander Ihre Löffel so wunderlich, Sie[[1]] wickelt den Nebel und wickelt, Und schmeißt ihn hinter sich. &&g="Strophe_30" Sie[[1]] langt hervor ein Saitenspiel, Sah wie ein Hackbret aus, Sie[[1]] rühret es nur leise, Es zittert das ganze Haus. &&g="Strophe_31" „Teil dich, teil dich, du Wolkendunst! Ihr Geister, geht herfür! Lange Männer, lange Weiber, seid Hurtig zu Dienste mir!“ &&g="Strophe_32" Da fängt es an zu kreisen, Da wallet es hervor, Lange Arme, lange Schleppen, Und wieget sich im Chor. &&g="Strophe_33" „Faßt mir den dummen Jungen da! Geschwinde wickelt ihn ein! Er hat mein Herz gekränket schwer, Das soll er mir bereun.“ &&g="Strophe_34" Den Jüngling von dem Boden hebt's, Es dreht ihn um und um, Es trägt ihn als ein Wickelkind Dreimal im Saal herum. &&g="Strophe_35" Margret ein Wörtlein murmelt, Klatscht in die Hand dazu: Da fegt es wie ein Wirbelwind Durch's Fenster fort im Nu. &&g="Strophe_36" Und fähret über die Berge, Den Jüngling mitteninn, Und fort bis wo der Pfeffer wächst — O du Knabe, wie ist dir zu Sinn? &&g="Strophe_37" Und als er sich besonnen, Lag er im grünen Gras, Gar hoch auf einer Heiden, Die Liebste bei ihm saß. &&g="Strophe_38" Ein Teppich ist gebreitet, Köstlich gewirket, bunt, Darauf ein lustig Essen In blankem Silber stund. &&g="Strophe_39" Und als er sich die Augen reibt Und schaut sich um und an, Ist sie wie eine Prinzessin schön, Wie ein Prinz er angetan. &&g="Strophe_40" Sie[[1]] sieht ihn an so schelmisch, Sie[[1]] schenkt ihm lieblich ein, Er will nicht weiter trinken, Legt sich zur Buhlin sein. &&g="Strophe_41" Da ging es an ein Küssen, Er kriegt nicht satt an ihr: Fürwahr ihr güldner Gürtel wär Zu Schaden kommen schier. &&g="Strophe_42" „O Liebchen, schau, wie wallet hoch Dein schwarzes Ringelhaar! Warum mich so erschrecken jetzt? Nun ist meine[[Besitz]] Freude gar.“ — &&g="Strophe_43" „Hu! meine[[Besitz]] Zöpfe sausen Und singen wundersam — Mir ist, ich müsse dich würgen, Herzliebster Bräutigam! &&g="Strophe_44" Rück her! rück her! sei nicht so bang! Nun sollt du erst noch sehn, Wie lieblich meine[[Besitz]] Arme tun, Komm, es ist gleich geschehn!“ — — &&g="Strophe_45" Sie[[1]] drückt ihn an die Brüste, Der Atem wird ihm schwer, Sie[[1]] singt ein lustig Totenlied Und trägt ihn über das Meer. (Eduard Mörike)